Die Bildung multipler Metastasen durch ein Malignom wird als Karzinomatose bezeichnet. Dabei infiltrieren die Tochtertumore verschiedene Organsystemen in mehr als einer Körperhöhle, was mit zahlreichen Funktionsverlusten, lokalen Masseneffekten und meist auch einem paraneoplastischen Syndrom verbunden ist. Aufgrund der weiten Streuung der Tumorerkrankung gestaltet sich die Behandlung sehr schwierig und die Prognose ist generell schlecht. Viele Betroffene profitieren allerdings von einer palliativen Therapie.
Ein Patient, der mit einer Karzinomatose vorstellig wird, mag seit längerer Zeit bekanntermaßen an einer Malignität gelitten haben oder bisher unauffällig gewesen sein. Außerdem kann es im Rahmen eines Rezidivs zur Karzinomatose kommen. Das klinische Bild gestaltet sich sehr heterogen und hängt im Wesentlichen von der Lokalisation des Primärtumors und der Metastasen ab.
Die Metastasierung erfolgt zumeist hämatogen, lymphogen oder nach direktem Kontakt als sogenannte Abklatschmetastase. Die hämatogene Metastasierung führt besonders häufig zur Bildung von Tochtertumoren in Lunge, Leber, Knochen und Gehirn:
Von Malignomen der Bauchhöhle lösen sich regelmäßig Tumorzellen, die mit der Peritonealflüssigkeit an verschiedene Punkte in der Bauchhöhle verschleppt werden und hier Abklatschmetastasen bilden. Die resultiert in einer peritonealen Karzinomatose, die sich in Symptomen wie Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Aszites und einer Zunahme des Bauchumfangs zeigt.
Nicht alle Karzinomatose-Patienten weisen Metastasen in den genannten Organsystemen auf und viele von ihnen leiden an zusätzlichen Symptomen, die durch Tumoren an weiteren Lokalisationen hervorgerufen werden.
Lokalisationsunabhängig, weil durch die Wirkung von Mediatoren auf entfernte Organe bedingt, sind paraneoplastische Syndrome, wie sie im Zusammenhang mit einer Karzinomatose auftreten können. Paraneoplastische Syndrome können sich vor, mit oder nach jenen Beschwerden manifestieren, die direkt durch die Tumore verursacht werden [2].
Es stehen verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung, um die Präsenz von Neoplasien in den verschiedenen Organsystemen zu bestätigen. Je nach klinischem Bild und Zugänglichkeit der betroffenen Organe finden initial zunächst Sonographie und Röntgen Anwendung, zum körperweiten Screening auf Tumore auch Computer- und Magnetresonanztomographie. In Abhängigkeit von der Art des Primärtumors und dessen Metabolismus können markierte Substanzen, sogenannte Tracer, im neoplastischen Gewebe angereichert werden: Dieses Prinzip liegt den nuklearmedizinischen Techniken zugrunde, zum Beispiel der Positronen-Emissions-Tomographie mit Flourdeoxyglukose [3]. Die Kosten und die eingeschränkte Verfügbarkeit der Magnetresonanztomographie und Positronen-Emissions-Tomographie limitieren jedoch nach wie vor ihre Anwendung [4].
Eine pathohistologische und immunhistochemische Charakterisierung der Metastasen erlaubt die Zuordnung derselben zu einem Primärtumor. Es sollte in Betracht gezogen werden, dass die Diagnose Malignom und Karzinomatose nicht notwendigerweise bedeutet, dass die Metastasen der bekannten Neoplasie entstammen. Deshalb ist grundsätzlich die Entnahme mehrerer Gewebeproben zu empfehlen. Um die Beteiligung bestimmter Organsysteme auszuschließen, können zusätzliche Analysen angezeigt sein, beispielsweise die Untersuchung der Zerebrospinalflüssigkeit [5].