Das Cowden-Syndrom (CS), im englischen Sprachraum auch unter der Bezeichnung "Multiple Hamartoma Syndrome" bekannt, ist eine autosomal dominant vererbte Krankheit, die durch Mutationen im PTEN-Gen auf Chromosom 10q23.3 verursacht wird. Für das CS sind hamartomatöse Neoplasien der Haut bzw. der Schleimhäute charakteristisch. CS-assoziierte Malignome werden oft in der Thyroidea, dem Kolon sowie in der weiblichen Brust bzw. den männlichen Hoden nachgewiesen.
CS-Patienten müssen sich regelmäßigen und langfristigen klinischen bzw radiologischen Kontrollen unterziehen und eine professionelle Beurteilung der vorhandenen Tumoren einholen. Bei Brust-, Hoden- bzw. Schilddrüsentumoren sind jährliche oder halbjährliche Routineuntersuchungen notwendig.
In Familien mit einer CS-Diagnose ist ein genetisches Beratungsgespräch ratsam. Die Prävalenz von CS wird auf 1 / 200 000 mit einer Penetranz von 90% bis zum Alter von 20 Jahren geschätzt.
Das Cowden-Syndrom (CS) ist eine genetische Erkrankung mit autosomal dominantem Erbgang. Mutationen im PTEN-Gen, das auf dem langen Arm von Chromosom 10 liegt, sind für CS verantwortlich [1]. CS wurde erstmals im Jahr 1963 von Lloyd und Dennis beschrieben; der heutige Name bezieht sich auf die Familie, bei der CS erstmals dokumentiert wurde [2].
Zusammen mit dem Proteus-Syndrom, dem Proteus-ähnlichen-Syndrom, dem Bannayan-Riley-Ruvulcaba-Syndrom und dem Lhermitte-Duclos-Syndrom wird CS in eine Syndromfamilie eingeordnet, deren Krankheitsbilder durch pathologische Veränderungen des PTEN-Gens verursacht werden [3]. PTEN codiert eine Phosphatase - das Phosphatase und Tensin Homolog - das u.a. das intrazelluläre Signalmolekül (second messenger) Inositoltriphosphat (IP3) dephosphoryliert und so die MAP-Kinasen-Kaskade unterbricht. Dies unterdrückt mitotische Zellteilungen. PTEN-Mutationen, die diesen Mechanismus beschädigen, begünstigen daher das Tumorwachstum [4].
Hauttumoren treten am häufigsten in Form von fazialen Tricholemmomen und von perioralen fleischfarbigen lichenoiden oder verrukösen Papeln mit einer Größe von bis zu 5 mm auf. Zudem sind bis zu 80% der CS-Patienten von glatten, weißlichen Papeln auf dem Gaumen, der Gingiva und den Lippen betroffen. 60% der Patienten stellen sich zusätzlich mit dorsalen palmoplantaren Keratosen vor. Sklerotische Fibrome sind ein weiteres Leitsymptom für CS [5]. Mutationen im PTEN-Gen sind mit einem um 6% erhöhten Lebenszeitrisiko für Melanom assoziiert [6].
CS führt außerdem zu einem signifikant erhöhten Risiko für Thyroidea- und Mammakarzinome. Maligne Neoplasien wurden außerdem im Kolon, dem Uterus, der Harnblase, der Lunge und dem Zervix gefunden [6] [7]. CS kann auch mit Makrozephalie, autistischen Merkmalen, geistiger Retardierung und vaskulären Anomalien manifestieren [8].
Die Diagnose des CS erfordert eine detaillierte Analyse der Familiengeschichte, um den Verdacht auf diese Erbkrankheit formulieren zu können. Die klinischen Merkmale von CS sind charakteristische gutartige periorale und orale (Schleim-)Hauttumoren.
Wichtige Labortests sind u.a. ein großes Blutbild (CBC), das Hinweise für gastrointestinale Blutungen infolge von Kolontumoren liefern kann. Diese Tumoren müssen allenfalls im Rahmen einer Endoskopie nachgewiesen werden. Zusätzlich sollte die Schilddrüsenfunktion bei der Erstvorstellung des Patienten überprüft und danach im Fall einer CS-Diagnose jährlich überprüft werden. Mit gleicher Regelmäßigkeit ist eine Ultrasonografie der Thyroidea anzuraten [9]. Eine Urinanalyse kann eine Proteinurie oder Hämaturie aufdecken, was eine Folge eines Nierentumors sein kann. Biopsien sind notwendig um die Bösartigkeit der Hauttumoren bewerten zu können. Routinemäßige ultrasonografische Untersuchungen der Hoden bzw. Mammografien sind von herausragender Wichtigkeit [10].
Ein unumstößlicher Beweis für ein vorliegendes CS wird durch einen positiven Nachweis von Mutationen im PTEN-Gen geliefert. Die multiplexe ligationsabhängige Sondenamplifikation (MLPA) ist für diesen Befund die Methode der Wahl [3].